Pressemitteilungen - 18. Deutschen Perl-Workshop


Wie man Software-Brücken baut

18. Deutscher Perl-Workshop stand ganz im Zeichen von "Perl 6"

Rund 90 deutschsprachige Entwickler und Anwender folgten dem Ruf der Perl-Community zur diesjährigen Auflage ihrer jährlich stattfindenden Konferenz, dem 18. Deutschen Perl-Workshop. Vom 9. bis 12. März 2016 beschäftigten sie sich im neuen Entwicklerstandort der DATEV eG, dem DATEV IT-Campus, in Nürnberg mit der neuen Open-Source-Programmiersprache "Perl 6", die dort erstmalig in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In den Vorträgen ging es einerseits um eine Einführung, andererseits aber auch konkret darum, wie sich mittels Perl Brücken zwischen vorhandener Software herstellen lassen. Als herausragende Eigenschaft der "Perl 6" Architektur kann festgehalten werden: Das Rad muss nicht jedes Mal neu erfunden oder kopiert werden! Das gilt auch für anzubindende Software, die nicht in Perl geschrieben ist.

Brücken zwischen allen Programmiersprachen zu bauen - das entspricht der Realität in den Firmen, wo es niemanden interessiert, mit welcher Programmiersprache die Tools geschrieben wurden, mit denen täglich gearbeitet wird. Die Hauptsache ist, sie wachsen schnell und tun lange Zeit zuverlässig, was sie sollen. Denn nur das bringt Gewinn. Steffen Winkler erklärte das an einem einfachen Beispiel von Linux "grep". Keinen interessiert die Programmiersprache, mit der grep geschrieben wurde. grep muss vorhanden sein und grep muss greppen.

Unterschiedliche Facetten von Perl

Die Workshop-Vorträge vermittelten gute Impulse, selbst wenn einige von ihnen wie gewohnt etwas speziell ausfielen:

So nahm Helmut Wollmersdorfer aus Österreich die Leistungsfähigkeit von "Perl 6" im UTF-8 Bereich und die darin implementierte Mengenlehre stark in Anspruch, was er in seinem Vortrag zum Thema "Fuzzy Matching" zum Ausdruck brachte. Mit seinem Projekt sucht er nach ähnlichen Artikeln in deutschen Büchern, die mit mittelalterlicher oder moderner Rechtschreibung verfasst wurden. Begriffe wie Sequence, Set, Bug, N-gram, Similarity, LCS, SES, Damerau, Dice, Jaccard, Overlap, Cousine und Metaphone klangen teils bekannt oder geheimnisvoll.

Steffen Ullrich von der Firma genua mbh aus Kirchheim sprach in seinem Vortrag "Expect the unexpected" über teils haarsträubende Sicherheitsprobleme im Webumfeld, quer über alle Programmiersprachen und Browser hinweg.

Jörg Meyer von der holtzbrinck Publishing Group aus Stuttgart entführte die Teilnehmer in eine ganz andere Welt. Seine zwei Vorträge zum Thema "Perl in der Internen Revision" zeigten zum Beispiel, wie man grafische Reports aufbereiten muss, damit sie für die Organisationen auch hilfreich sind.

Bernhard Specht ist jung und neu in der "Perl 6" Community. Er veranschaulichte mit seinem Vortrag "The beauty of Perl 6", wie einfach der Einstieg in die neue Sprache ist und wie intuitiv man Dinge findet, nach denen man so nicht suchen muss.

Zum Workshop waren auch viele Teilnehmer aus dem Ausland angereist.

Carl Mäsak aus Schweden gehört zu den "Perl 6" Entwicklern. Sein Vortrag "‎Big hairy yaks" zeigte, wie man mit den altbekannten Makros die Sprache "Perl 6" so anpassen kann, dass sie so funktioniert, wie man schon immer eine Programmiersprache für seine Anforderungen haben wollte.

Interessant war beispielsweise ein recht lustiger Kurzvortrag. Sawyer X von der Booking.com B.V. aus den Niederlanden hielt ihn auf Hebräisch, was natürlich außer ihm niemand verstand. Es ging darum, wie man sich als Ausländer auf einer Konferenz fühlt, wenn man nicht wirklich die Landessprache versteht. Seine Folien waren in Englisch verfasst, sodass sein Publikum ihn doch verstehen konnte. Sein Rat: Sprecht Eure Muttersprache und nicht schlechtes Englisch, damit es die Zuhörer verstehen. Macht die Folien Englisch, damit alle nachvollziehen können, worüber ihr sprecht.

Als Vertreterin des diesjährigen Gastgebers stellte Jutta Rößner, als Mitglied der Geschäftsleitung der DATEV eG verantwortlich für die IT und das Rechenzentrum, ihr Unternehmen und dessen wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland vor.

Am 11. März wurden die 3 besten Vorträge prämiert. Weiterhin konnten sich die Konferenzteilnhmer gesponserte Bücher von der dpunkt.verlag GmbH aus Heidelberg und von der O'Reilly Verlag GmbH & Co. KG aus Köln mit nach Hause nehmen.

Networken in der Community

Neben dem Vortragsprogramm kam auch die soziale Komponente beim Workshop nicht zu kurz. Dafür tauchten die bereits angereisten Teilnehmer am Abend des 8. März im Restaurant Barfüßer unter die Erde ab, um die kulinarische Seite Frankens kennenzulernen. Die Garantie der Erlanger Organisatoren-Gruppe, dass keiner an einem Abend allein gelassen wird, war wesentlich für die Zufriedenheit der Teilnehmer. Denn auch das Knüpfen und Pflegen eines persönlichen Netzwerkes gehört zu den Zielen der Veranstaltung. Für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls bekamen alle Teilnehmer ein Veranstaltungs-T-Shirt, diesmal rot-weiß, wie die Frankenfahne. Das Logo für den diesjährigen Perl Workshop erstellte die PetaMem GmbH aus Fürth.

Am 12. März standen den Teilnehmern dann zwei Alternativen offen: Sie konnten sich für einen "Perl 6" Hackathon bei der noris network AG aus Nürnberg oder für die Besichtigung der Nürnberger Felsenkeller entscheiden.

Wie immer war der Workshop auch eine Plattform für Jobangebote, wie z.B. von der NetDescribe GmbH aus Oberhaching.

Wer sich im Bereich Perl weiterbilden will, kann sich an die Perl Academy Renée Bäcker, Riedstadt wenden.

Auf der Workshop-Homepage http://act.yapc.eu/gpw2016 findet man, was man sucht, bzw. den geeigneten Ansprechpartner für alle Fragen.

Steffen Winkler von den Erlangen Perl Mongers im Auftrag der Organisatoren des Deutschen Perl Workshops 2016 und dem Frankfurt Perl Mongers e. V.

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Perl-Community packt im März 2016 "Weihnachtsgeschenk" aus

Perl 6 lag 2015 nach 15 Jahren Entwicklungsarbeit unter dem Tannenbaum. Auf dem Deutschen Perl Workshop trifft man sich in Deutschland erstmals nach der Freigabe der neuen Version.

Weihnachten 2015 war für die Perl-Community ein ganz besonderes Fest: Bereits seit 2000 haben Spezialisten aus der ganzen Welt den Markt beobachtet, Lösungsansätze anderer Programmiersprachen und ihre Entwicklungen dokumentiert und analysiert und auf dieser Basis an der Weiterentwicklung der Programmiersprache Perl gearbeitet. Wenn sie jemand fragte, wann es fertig ist, sagten sie Weihnachten - aber nie dazu, welches Jahr gemeint war. Sie wussten es auch nicht. Weihnachten 2015 war nun "Das Weihnachten". Und somit wird auch der nächste Deutsche Perl Workshop, also die Open Source Konferenz der deutschen Perl-Community, ein besonderes Ereignis: Die deutschen und europäischen Perl-Entwickler treffen sich nach der Freigabe von Perl 6 erstmals auf dem "gpw2016" (http://act.yapc.eu/gpw2016/) vom 9. bis 11. März 2016 bei der DATEV in Nürnberg in großer Runde. Solange noch Plätze frei sind, kann sich jeder auf der oben genannten Webseite verbindlich anmelden.

Im Gegensatz zu Programmiersprachen, die von Firmen entwickelt werden, wird Perl von IT-Spezialisten aus aller Welt in ihrer Freizeit geschrieben, ohne dass Budgetrestriktionen oder andere Erwägungen der Kreativität der Entwickler Grenzen setzen. Sie machen es aus eigenem Antrieb, weil sie so etwas schon immer machen wollten oder weil sie so sehr an der Sache interessiert sind. Ihr Ziel ist es, zu den Besten der Welt zu gehören. Oft tun sich auch mehrere Personen zusammen, um an einem Teilprojekt zu arbeiten. Genau diese Experten kommen zum gpw2016 nach Nürnberg, halten Vorträge und tauschen sich aus. Manch Einer wird sein Projekt vorstellen und Feedback bekommen. Andere suchen Mitarbeiter für ihre Firma. Am 12. März geht der Workshop in die Verlängerung mit einem Hackathon-Event. Dazu stellt die noris network AG einen Raum und Infrastruktur zur Verfügung, die Computer werden ausgepackt und man kann an irgendeinem Thema mit anderen Entwicklern gemeinsam arbeiten.

Perl wurde bereits in den 80er Jahren als Open Source Projekt ins Leben gerufen, von IT-Spezialisten, die mit den vorhandene Programmiersprachen aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden waren, sei es wegen gravierender Mängel, zu hohem Spezialisierungsgrad oder nicht ausreichender Leistungsfähigkeit. Also starteten sie etwas Neues, das wesentlich flexibler sein sollte und gleichzeitig mindestens so leistungsfähig und bedienungsfreundlich wie die bestehenden Programmiersprachen.

Fallende Hardwarekosten, steigende Arbeitskosten und Verbesserungen bei der Compiler-Technologie waren damals die Auslöser. Perl wurde so konstruiert, dass einfache Dinge einfach bleiben und komplizierte Dinge einfach möglich werden. Das ist heute aktueller denn je. Zum Beispiel haben andere Sprachen Technologien wie Objektorientierung und Reguläre Ausdrücke mehrfach kopiert, jedoch wurden diese nie so komfortabel integriert, wie das in Perl möglich ist. Mit Perl 6 wird nun viel aufwendig geschriebener Code zum Einzeiler. Bereits in früheren Versionen geschriebener Code läuft auch in der aktuellen Versionen weiter. Wer sich mit Unicode, also den Sprachen und Zeichen der Welt, beschäftigt, findet in Perl immer die neueste Version. "Normal Form Grapheme" ist eine Perl Entwicklung im Unicode-Bereich, die sich der Problematik annimmt: "Was gleich aussieht muss auch gleich sein." In vielen Bereichen wird Perl verwendet: Web-Entwicklung, Testautomation, Konfigurationsmanagement, Systemadministration, Bioinformatik und vieles mehr.

Natürlich geht die Entwicklungsarbeit auch in der Open Source Welt nicht ganz ohne Geld, so dass Sponsoren sowohl für die kontinuierliche Arbeit als auch für den gpw2016 unerlässlich sind. Zu den Sponsoren gehört auch die DATEV, die bereits 2012 den Deutschen Perl Workshop unterstützte und nun für den gpw2016 die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

Steffen Winkler von den Erlangen Perl Mongers im Auftrag der Organisatoren des Deutschen Perl Workshops 2016 und dem Frankfurt Perl Mongers e. V.

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